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Schutz vor Hepatitis D und Screening

🩺Vorbeugung und Früherkennung von Hepatitis D

Die Diagnose der Infektion mit dem Hepatitis D-Virus (HDV) erfolgt anhand von zwei Untersuchungen:

Zuerst Messung der anti-HDV-Antikörper im Blut (oder Bestimmung der Immunglobulin [Ig]-Konzentration), gefolgt von der Bestimmung des genetischen Materials des HDV, d. h. seiner Ribonukleinsäure (RNA) (1), ebenfalls im Blut.

Diese Tests sollten jeder Person, die mit dem Hepatitis B-Virus (HBV) infiziert ist, angeboten werden, denn die Ko- und Superinfektion mit diesen beiden Viren kann schwerwiegende bzw. tödliche Lebererkrankungen hervorrufen.

Blutprobe mit Messung der HDV-Antikörper 

Die akute Infektion mit dem HDV ruft eine Immunreaktion hervor, welche die Produktion von IgG und IgM (Antikörpertypen) bei immunkompetenten Patienten bewirkt. IgM ist zwei bis drei Wochen nach Auftreten der Symptome der akuten Hepatitis nachweisbar, wobei dieser Nachweis im Zeitraum von zwei bis neun Monaten nach Infektion möglich ist.

Eine frühe Messung von IgM kann daher hilfreich sein, um Patienten mit akuter Hepatitis D zu identifizieren. Es ist zu beachten, dass die Zahl dieser IgM im Fall von Krankheitsschüben bei Patienten mit chronischer Hepatitis ansteigen kann. Im Gegensatz dazu werden IgG und die Konzentrationen an anti-HDV-Gesamt-Immunglobulin nach der Ausheilung einer akuten Hepatitis D und bei Patienten mit chronischer Hepatitis D (2) weiterhin im Serum nachgewiesen. Derzeit wird der Nachweis von Gesamt-Ig und in geringerem Ausmaß der Nachweis von IgM mithilfe von handelsüblichen und zuverlässigen Kits (1) als vorsorgliche Screening-Methode zur Früherkennung einer Infektion mit HDV (2) verwendet.

Die Molekularbiologie im Dienste der Diagnose

Wenn kein anti-HDV-Ig im Blut nachweisbar ist, wird eine Infektion mit dem HDV ausgeschlossen. Wenn allerdings das Ergebnis dieser Messung positiv ist, muss das Serum auf den Nachweis der Ribonukleinsäure des HDV getestet werden, um die Diagnose zu bestätigen und die Viruslast (Konzentration des Virus im vorhandenen Fluidvolumen, z. B. Blut) quantitativ zu bestimmen. Die RT PCR in Echtzeit (Reverse Transcription Polymerase Chain Reaction) ist die empfindlichste Technik der Molekularbiologie für diesen Nachweis (2). Diese Phase der Diagnose stellt die größte Herausforderung dar. Aufgrund der bedeutenden genetischen Variabilität des HDV ermöglichen nur wenige handelsübliche Tests eine zufriedenstellende Quantifizierung aller Virenstämme. Um die unterschiedlichen Testmethoden zu standardisieren, sodass vergleichbare Testergebnisse entstehen, bietet die WHO einen Referenzstandard zur Kalibrierung der unterschiedlichen Tests an (1-2).

Die Antigene des HDV oder auch die HDV-RNA können ebenfalls im Lebergewebe nachgewiesen werden. Allerdings wird diese invasive Technik für die Diagnose einer Infektion mit dem HDV nicht routinemäßig eingesetzt, da sie eine Entnahme von Lebergewebe mittels Biopsie vorsieht (2).

HBV/HDV typischer serologischer Verlauf bei Superinfektion und <a href='https://hepatitisd.de/de/weitere-informationen/abc-delta-glossar/#Simultaninfektion'>Simultaninfektion</a>

Prävention von HBV und HDV ist identisch  

Es gibt eine Impfung für HBV, die auch gegen HDV schützt. Da das HDV das Hüllprotein des HBV nutzt, wird es keine Impfung gegen Hepatitis D geben(3). Da jedoch dieses Virus vom HBV abhängig ist, kann die Prävention gegen die Infektion mit dem HDV über die Impfung gegen Hepatitis B erfolgen. In Deutschland empfiehlt die STIKO (Ständige Impfkommission) die Impfung bereits für Säuglinge. Allerdings bietet die Impfung gegen Hepatitis B keinerlei Schutz gegen das HDV für jene, die bereits mit dem HBV infiziert sind. Zudem ist die Verbesserung der Sicherheit von Transfusionen und Injektionen ein Mittel zur Prävention der Übertragung des HDV über das Blut. Da diese Übertragung ebenfalls auf sexuellem Wege erfolgt, kann durch die Verwendung von Präservativen die Übertragung des HDV vermieden werden.

Durch die Verbesserung der sozioökonomischen Bedingungen und Lebensstandards sowie der Umsetzung weltweiter Impfkampagnen gegen Hepatitis B konnte in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine deutliche Verringerung der Inzidenz von HDV-Infektionen, insbesondere in Südeuropa und im Mittelmeerraum, bewirkt werden3,5.

Quellen

  1. Brichler S et al. Serological and molecular diagnosis of hepatitis delta virus infection: results of a French national quality control study. J Clin Microbiol 2014;52:1694-7
  2. Pathogenesis of and New Therapies for Hepatitis D Koh, Christopher et al. Gastroenterology, Volume 156, Issue 2, 461 - 476.e1
  3. Clinical features of hepatitis D. Farci P1, Niro GA. Semin Liver Dis. 2012 Aug;32(3):228-36
  4. Impfkalender 2019. Online verfügbar: https://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Impfempfehlungen_node.html
  5. Gaeta GB, Stroffolini T, Chiaramonte M, et al. Chronic hepatitis D: a vanishing disease? An Italian multicenter study. Hepatology 2000;32(4 Pt 1):824–827