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Hepatitis D verstehen

Was sind die verschiedenen Infektionsstadien des Hepatitis-D-Virus?

Eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) kann unterschiedlich verlaufen: Es kann entweder zu einer Simultaninfektion oder zu einer Superinfektion kommen.

Simultaninfektion: Akute Hepatitis als häufige Folgeerkrankung

Die Simultaninfektion HBV/HDV kann eine akute Hepatitis hervorrufen. Da das HDV ein unvollständiges Virus ist (d. h. es erfordert das Vorliegen eines anderen Virus), kann eine Verbreitung des HDV nur eintreten, wenn das HBV die Leberzellen ebenfalls infiziert hat. Die Stärke der Infektion des HDV ist durch jene des HBV begrenzt.

Ein milder Krankheitsverlauf der HBV-Infektion kann zu einem Abbruch der Infektion mit dem HDV führen, während ein ausgeprägtes klinisches Bild der HBV-Infektion die Vermehrung und somit die Gefährlichkeit des HDV unterstützt.

Dieses komplexe Spiel zwischen den beiden Viren bewirkt, dass das klinische Bild der Simultaninfektion HBV/HDV zu einer mäßigen bis schweren bzw. akuten, in seltenen Fällen auch fulminant verlaufenden Leberentzündung führen kann. Die Inkubationszeit der Hepatitis D ist abhängig von der Intensität der HBV-Koinfektion im Körper, welche wiederum die Inkubationszeit der Hepatitis B bestimmt. Der Verlauf der akuten Hepatitis kann in ein oder zwei Phasen erfolgen. Die Simultaninfektion HBV/HDV bewirkt meistens eine mäßige Hepatitis, die klinisch von einer Monoinfektion mit dem HBV nicht zu unterscheiden ist und generell komplett ausheilt. Die Entwicklung zu einer chronischen Hepatitis D erfolgt in weniger als 2 % der Fälle. In seltenen Fällen kann die Simultaninfektion HBV/HDV auch eine fulminant verlaufende Leberentzündung hervorrufen.

Superinfektion: Chronischer Verlauf fast unvermeidlich

Im Fall einer Superinfektion ist das klinische Bild der HDV-Infektion verschieden. Das klinische Bild einer Superinfektion ist wechselhaft, sie verursacht jedoch allgemein eine akute Hepatitis mit einer relativ kurzen Inkubationszeit.

In diesem Fall kann die Infektion mit dem HDV eine chronische Hepatitis-B verstärken, indem ein Leberversagen oder eine „neue“ Hepatitis beim asymptomatischen Patienten und Träger des HBV auftritt. Die Superinfektion mit dem HDV kann ebenfalls eine fulminant verlaufende Leberentzündung hervorrufen. Ohne Behandlung wird bei einer Superinfektion in bis zu 90 % der Fälle die Entwicklung einer chronischen Hepatitis D beobachtet. In seltenen Fällen ruft die Superinfektion mit dem HDV eine mäßige Hepatitis hervor und das HBV wird aus dem Körper entfernt.1

Folgen einer unbehandelten Hepatitis-D-Infektion

  • Hepatitis bedeutet eine Entzündung der Leberzellen. Wird die Hepatitis D nicht erkannt und behandelt, ist die Leber dauerhaft dieser Entzündung ausgesetzt. 
  • Der Körper reagiert darauf, indem er in der Leber zunächst funktionsloses Bindegewebe aufbaut. Diese vermehrte Bildung von Bindegewebe wird Fibrose genannt. 
  • Schreitet der Entzündungsprozess fort, sterben immer mehr Leberzellen ab und hinterlassen vernarbtes Gewebe. Diese Vernarbungen werden als Zirrhose bezeichnet. 
  • Bei einer fortgeschrittenen Leberzirrhose kann die Leber ihre Aufgaben nicht mehr ausreichend erfüllen, es kommt zu weiteren gesundheitlichen Komplikationen bis hin zum Leberversagen. Zudem steigt bei einer Zirrhose das Risiko einer Leberkrebserkrankung.2
Die verschiedenen Infektionsstadien des Hepatitis-D-Virus

Quellen

  1. Farci P., Niro G.A. Clinical features of hepatitis D. Semin Liver Dis. 2012 Aug;32(3):228-36.
  2. AWMF-Register-Nr.: 021/011 Prophylaxis, Diagnosis and Therapy of Hepatitis B Virus Infection–The German Guideline;880