Hepatitis D ist eine Viruserkrankung der Leber. Diese kann einen akuten oder einen chronischen Verlauf annehmen.
Die Leber ist ein wichtiges Organ des menschlichen Körpers und macht ca. 2 % des Gesamtgewichts eines Erwachsenen aus.1 Sie ist das zentrale Stoffwechselorgan im Körper und hat vielfältige Aufgaben, wie bspw.:
- Energiespeicher
- Entgiftungsstation
- Umbaustation für Nährstoffe
- Kontrollstelle für Zucker und Hormonspiegel im Blut
- Produktionsstätte für Blutbestandteile und die Galle
- Wachstation für die Immunabwehr
Aus diesem Grund ist es wichtig, die Leber gesund zu erhalten und ihr bei einer Erkrankung zu helfen, damit sie ihren Aufgaben weiterhin gerecht werden kann.
Hepatitis D tritt nur in Verbindung mit Hepatitis B auf
Wichtig zu wissen ist, dass man sich mit dem Hepatitis-D-Virus (HDV) nur in Anwesenheit des Hepatitis-B-Virus (HBV) anstecken kann. Hier werden zwei Ansteckungsmöglichkeiten unterschieden:
- Die Simultaninfektion: eine Ansteckung mit HBV und HDV erfolgt gleichzeitig
- Die Superinfektion: erst erfolgt die Ansteckung mit HBV und zu einem späteren Zeitpunkt kommt es zu einer Ansteckung mit HDV2
Das HDV- oder Delta-Virus ist ein unvollständiges Ribonukleinsäure-Virus (RNA-Virus), d. h. es benötigt das Vorhandensein eines anderen Virus (in diesem Fall das Hepatitis-B-Virus, HBV), um sich aus dessen Bausteinen eine Hülle bilden zu können. Nur mit dieser gelingt dem Virus das Befallen von neuen Leberzellen. Das HDV scheint sich ausschließlich in der Leber zu vermehren. Aufgrund seiner Abhängigkeit von HBV kann das HDV nur bei Vorliegen einer Infektion mit dem HBV übertragen werden. Entweder erfolgt die Infektion mit HBV und HDV gleichzeitig (Simultaninfektion), oder die Person ist zum Zeitpunkt der HDV-Infektion bereits chronisch an Hepatitis B erkrankt (Superinfektion).2 Die genaue Wechselwirkung zwischen diesen beiden Viren (HDV, HBV) ist noch nicht vollständig geklärt.3
Nach aktuellem Forschungsstand, sind ca. 12 Millionen Menschen weltweit mit HDV infiziert.4 Dies repräsentiert einen Anteil von 5% der HBV-Infizierten weltweit. Die HDV-Infektion kann zu einer akuten oder chronischen Hepatitis D (Leberentzündung) führen. Die chronische Infektion mit HBV/HDV gilt als schwerwiegendste Form einer chronischen Hepatitis viralen Ursprungs beim Menschen. Sie zeichnet sich im Vergleich zu einer Einfachinfektion mit HBV durch einen schnelleren Verlauf, eine erhöhte Wahrscheinlichkeit einer Leberzirrhose und ein verdreifachtes Risiko von primärem Leberkrebs aus.3

Weltweite Verbreitung
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist die HDV-Infektion in folgenden Regionen besonders stark vertreten: Afrika (Zentral- und Westafrika), Asien (Zentral- und Nordasien sowie Vietnam, Mongolei, Pakistan, Japan, Taiwan, China), Pazifikinseln (Kiribati, Nauru), Mittlerer Osten (alle Länder), Osteuropa (östlicher Mittelmeerraum, Türkei), Südamerika (Amazonasbecken) und Grönland. Allerdings sind die weltweiten Schätzungen und geographischen Informationen unvollständig, da in zahlreichen Ländern nicht auf HDV getestet wird.5
Quellen
- Kalra A, Tuma F. [Updated 2018 Dec 18]. Physiology, Liver. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing; 2020 Jan.
- Farci P1, Niro GA. Clinical features of hepatitis D. Semin Liver Dis. 2012 Aug;32(3):228-36.
- D Koh, Christopher et al. Pathogenesis of and New Therapies for Hepatitis. Gastroenterology, Volume 156, Issue 2, 461 – 476.e1
- Stockdale AJ, Kreuels B, Henrion MYR, Giorgi E, Kyomuhangi I, de Martel C, Hutin Y, Geretti AM. The global prevalence of hepatitis D virus infection: Systematic review and meta-analysis. J Hepatol. 2020 Sep;73(3):523-532
- Website der WHO Stand 09/03/2020, verfügbar online unter: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/hepatitis-d